Teil 2: die Saison 19/20

Teil 1 des VTH-Somerinterviews lest ihr hier

Nach dem Abstieg aus der zweiten Bundesliga im Frühjahr 2019 kam es zum großen Umbruch in allen Bereichen beim VT Hamburg. Die GmbH, Trägerin des Spielrechts, wurde von der HNT erworben, alle Spielerinnen verließen das Team. Ein neues Trainerteam und neue Spielerinnen mussten gesucht werden. Wir sprachen darüber mit den Spielerinnen Hanne Binkau und Leonie Steffens sowie dem Trainerteam.

Gerd, du wechseltest von der Landestrainerstelle des Hamburger Volleyball-Verbandes (HVbV) zum VT Hamburg? Wie kam dein Engagement zu Stande?

Gerd Grün: Als Landestrainer waren André Thurm und Helmut von Soosten wichtige Partner im Nachwuchsleistungssport mit denen ich regelmäßig in Kontakt stand. Die Situation in Neugraben war mir also nicht unbekannt. Das Tätigkeitsprofil und das Kollegenteam gefielen mir gut. Erwachsene und Kinder zu betreuen ist interessant. Als Vereinstrainer habe ich die Möglichkeit, viel mittelbarer mit den Athletinnen zu arbeiten. Man ist direkter an der Entwicklung beteiligt. Dankenswerterweise gab mir der HVbV die Möglichkeit, schon vor Vertragsende die Betreuung der ersten Damenmannschaft zu übernehmen.

Wie seid ihr vorgegangen, um das neue Team aufzustellen? Was waren die ersten Schritte?

Gerd Grün: Es zeichnete sich schnell ab, dass keine Spielerin aus der Vorsaison verbleiben wird. Das war sehr schade. Mit ehemaligen Zweitligaspielerinnen wäre uns die Entwicklung des jungen Teams sicherlich schneller gelungen. So blieb nur ein völliger Neuanfang. Wir suchten Spielerinnen, die leistungsorientiert trainieren wollten. Das bedeutet viermal pro Woche plus Athletiktraining. Ich freue mich sehr, die „richtigen“ Athletinnen zusammen mit André gefunden zu haben. Die Motivation war über die gesamte Saison hervorragend. Die Entwicklung war toll!

Woher kamen die neuen Spielerinnen?

André Thurm: Einerseits natürlich aus der U18/U20 Mannschaft. Über unsere Tätigkeit im Nachwuchs und Gerds Tätigkeit als Landestrainer waren uns weitere junge Spielerinnen aus der Region bekannt. Einige waren auch in der Vorsaison schon bei Lehrgangstagen unserer U18/U20 dabei. Durch Kontaktaufnahme mit deren Trainer/innen gelang es uns, junge Damen aus Stelle, Stade, Bergedorf und Wandsbek zu verpflichten. Dazu noch Spielerinnen anderer Hamburger Vereine, die aber in Harburg wohnhaft sind. Für diese war die Nähe zum Wohnort mit ausschlaggebend. Außerdem veranstalteten wir im Sommer 2019 ein Beachvolleyballturnier, bei dem uns Spielerinnen auffielen. Die Teamfindung war eine intensive Zeit. Im Nachklang ist uns etwas Tolles gelungen!

Hanne Binkau wechselte von SCALa zu VTH

 

Hanne und Leonie, wie seid ihr zum VT Hamburg gekommen?

Hanne: Nach dem Abstieg mit SCALA in die Regionalliga stand für mich fest, dass ich die lange Reise von Harburg nach Langenhorn zum Training nicht mehr auf mich nehmen wollte. Mein Wunsch, weiter Dritte Liga spielen zu wollen, kam hinzu und damit stand fest, dass ich mir einen neuen Verein suchen werde. Am Ende bin ich dann in Neugraben gelandet.

Leonie: Meine Schwester Lilly trainierte im Hamburger Auswahlteam bei Gerd. Wir sind beide der Anfrage von André und Gerd gefolgt.

Warum hast du dich entschieden, beim neuen Drittligateam dabei zu sein?

Hanne: Das große Hauptargument war natürlich die CU Arena. Die Bedingungen für guten Volleyball sind bei VTH einfach die Besten gewesen. Zumal es mit André und Gerd auch zwei Trainer gibt, die mir das Gefühl gegeben haben, dass ich mich bei VTH sehr wohl fühlen werde. Der kurze Anfahrtsweg zum Training war da dann noch ein willkommener Bonus.

Leonie Steffens kam vor der Saison vom VC Allermöhe

Leonie: Die Chance, auf hohem Niveau zu trainieren und zu spielen, bekommt man nicht jeden Tag. Es war eine gute Möglichkeit, meine Leistung zu verbessern. Außerdem hatte ich Lust, mehr zu trainieren und die Bedingungen beim VTH sind optimal. Deshalb war es keine allzu schwere Entscheidung.

Habt ihr euch als Team schnell „gefunden“?

Hanne: Wir waren ja alle neu in Neugraben und haben uns ziemlich schnell gefunden. Auf der menschlichen Ebene gab es da gar keine Probleme. Auf dem Feld gab es am Anfang natürlich noch das eine oder andere Missverständnis. Das konnten wir aber relativ schnell abstellen.

Leonie: Ja. Dadurch, dass die Mannschaft komplett neu zusammengewürfelt wurde und fast niemand vorher auf dem Niveau gespielt hatte, war es für alle neu und aufregend. Durch die vielen Trainingseinheiten und unser Trainingslager in Bremen ist man als Team dann schnell zusammengewachsen.

Welches Ziel hattet ihr euch vor der Saison gesetzt?

Gerd: Nur Hanne hatte Drittligaerfahrung. Die jungen Spielerinnen wechselten aus der Landes- und Bezirksliga zu uns. Das Talent im Team ist aber klar zu erkennen. So setzten wir Ziele in der individuellen Entwicklung der Spielerinnen und der stetigen Steigerung der Teamleistung.

Wart ihr mit der Entwicklung dann zufrieden?

André: Es ging stetig voran. Am Anfang half uns die Neugier auf das Neue. Die Begeisterung im Team war groß in der Dritten Liga zu spielen. Alles war neu und half uns über Niederlagen hinweg. Im Dezember gewannen wir unser erstes Spiel. Mit dieser Motivation gelang uns ein weiterer Leistungssprung im Training zwischen den Jahren. Am Neujahrsturnier spielten wir mit viel Schwung konkurrenzfähig mit den Eimsbütteler Drittligisten. So waren alle sehr motiviert zum ersten Rückspiel in Potsdam.

Dieses Spiel ging leider verloren.

Gerd: Die Niederlage gab uns den ersten richtigen Knick. Im ersten Satz führten wir 21:16 und konnten den Satzerfolg nicht erreichen. Nach der 0:3-Niederlage waren die Damen einige Trainingseinheiten sehr geknickt. Wir konnten aber unsere Motivation wieder finden und sind nochmal etwas enger zusammen gerückt. Das spricht für die Spielerinnen.

Wie behält man die Motivation, trotz der vielen Niederlagen?

Leonie: Wir haben den Spaß am Spiel nie Verloren und uns nicht von den Niederlagen unterkriegen lassen. Beim Training gibt man alles, um beim nächsten Spiel erfolgreicher zu sein.

Hanne: Niederlagen sind schwer zu verkraften. Aber wenn das Team in jedem Spiel eine bessere Leistung bringt ist es nicht schwer am Montag wieder zum Training zu gehen und wieder eine Schippe drauf zu packen. Am Ende hat man ja auch nichts gewonnen, wenn man einfach aufgibt. Unsere Beharrlichkeit hat uns ja Recht gegeben und am Ende haben wir uns mit einem klasse Sieg zum Abschluss belohnt. Auch wenn wir da noch nicht wussten, dass es unser letztes gemeinsames Spiel war.

Im Februar gelangen Satzerfolge und der Sieg gegen die Tabellenvierten.

Gerd: Die Damen haben das richtig gut gemacht. Obwohl ab einem Zeitpunkt klar war, dass wir die Abstiegsplätze nicht mehr verlassen können, wurde weiter fleißig trainiert. Wir wollten einfach nicht letzter werden und uns weiter verbessern. Dieses Agieren des Teams begeistert mich völlig. Ich hoffe, alle Sportlerinnen behalten ihre Karrieren über diese Mentalität bei.

Euer Fazit zur Saison?

Hanne: Die Saison war einfach toll. Die ganzen Helfer, die Trainer, die Ballkinder bis hin zu den Fans. Alle hatten das ganze Jahr über Spaß daran, den Volleyball in Neugraben zu genießen. Das war einfach super!

André: Wir wollten unbedingt noch Vorletzter werden und zwei starke Spiele gegen GWE und ETV machen. Doch trotz des abrupten und unglücklichen Endes sind wir mit der sportlichen Entwicklung im Team sehr zufrieden. Das Team bleibt fast vollständig zusammen. Auch ein Hinweis, dass vieles einfach sehr gut zusammengepasst hat in der Saison 19/20. Auch die Unterstützung innerhalb des Vereins war riesig – von den Trainerkollegen, anderen Teams, Eltern, Fans und Ehrenamtlern. Wir freuen uns auf die neue Saison!

Im dritten Teil des Interviews geben wir Einblicke zum Trainigsstart, Veränderungen im Kader und einen sportlichen Ausblick auf die kommende Saison. Außerdem sprechen wir über die Nachwuchsteams, den Schulstart an der Parnerschule des Nachwuchsleistungssports Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg und geplante Projekte.

Fotos: VTH/Lehmann, Rosenberg

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