Saisonabbruch, Corona-Pause und die kommende Saison

In einer mehrteiligen Interview-Serie blicken wir auf die letzten Monate zurück und wagen einen Ausblick auf die Saison 2020/21. Dazu gibt’s Infos über Veränderungen im Kader und zu den vielen weiteren (Nachwuchs-)Teams im Verein.

In Teil 1 erzählen die Trainer des Leistungszentrums und 1.Damen sowie die Kapitänin Daniela Eixenberger, wie wir das Saisonende in der 3.Liga und im Nachwuchs erlebt haben.

Teil 1: Das Saisonende

Alle gesellschaftlichen Bereiche erlebten gravierende Einschnitte, als die Bundesregierung und der Senat Hamburg Mitte März Verordnungen und Gesetze zum Schutze der Bevölkerung erließen. In welchem Moment erreichte euch die Nachricht?

Gerd Grün: Die erste Damenmannschaft war in intensiven Vorbereitungen zum Lokalderby gegen Grün-Weiß Eimsbüttel. Alle waren quasi schon umgezogen für die Trainingseinheit am Donnerstagabend. Die Ferienwoche in Hamburg wurde mit den Schülerinnen zum mehrfachen täglichen Training genutzt. Dann wurde der Stecker gezogen. Wir machten uns berechtigte Hoffnungen in den letzten drei Spielen den letzten Tabellenplatz noch zu verlassen. Wir waren in einer sehr guten Form, hatten gerade die Tabellenvierten geschlagen, zwei intensive Lokalderbys und das Spiel gegen die Vorletzten vor uns. Mit Erreichen des vorletzten Tabellenplatzes ergab sich die sehr realistische Konstellation des Klassenerhaltes. Ich bin sicher, wir hätten dieses Ziel erreicht.

Daniela „Ela“ Eixenberger: Der abrupte Trainingsausfall war eine ungewohnte Situation für die gesamte Mannschaft. Auf eine Saisonpause wird man normalerweise schon lange vorher mental vorbereitet. Diese mentale Vorbereitungszeit blieb aus. Zudem waren wir „heiß wie Frittenfett“ auf das Derby gegen GWE. Aufgrund der Auf- und Abstiegsregelungen werden wir nächste Saison nicht einmal mehr die Möglichkeit auf das Derby haben. Alles in allem also eine mehr oder minder demotivierende Situation.

VTH-Kapitänin Daniela Eixenberger

Der Bundesspielaussschuss hatte die schwierige Aufgabe, faire Lösungen zu Auf- und Abstieg zu finden. Was sagt ihr zu den Regelungen?

Gerd Grün: Es ist unmöglich, eine faire Regelung zu finden, wenn die Saison nicht komplett ist. Jeder bewertet die Regelungen aus der eigenen Perspektive. Was rechnerisch möglich oder unmöglich ist, kann man natürlich abgrenzen. Dabei muss man die sportlich erbrachten Leistungen der Teams aller Ligen anerkennen. Uns und den Berliner VV hat es als Absteiger erwischt, da wir rechnerisch keinen offiziellen Nichtabstiegsplatz mehr erreichen konnten. Dass nun der Sechstplatzierte der Regionalliga Nord-Ost einen Platz in der Dritten Liga hat, verdeutlicht die komplizierte Situation.

Im Nachwuchsbereich standen noch einige Highlights wie Hamburger oder Norddeutsche Meisterschaften an. Auch das fiel nun alles aus. Wie enttäuscht waren die jungen Volleyballerinnen?

André Thurm: In den Märzferien bereitete sich mein U13-Team für die Hamburger Meisterschaften mit vielen Lehrgangstagen vor. Die Mädels wollten um eine Medaille mitspielen und die Chance zur Qualifikation zum Norddeutschen Spielfest nutzen.

Helmut von Soosten: Das U16-Team ist im Februar Hamburger Meister geworden. Wir waren schon in der Woche vor den Norddeutschen Meisterschaften in Kiel und trainierten im Trainingslager – die Hamburger Märzferien boten sich ideal dafür an. Nach dem Trainingslager fand der Wettkampf nicht statt.

Gerd Grün: Den Hamburger Meisterinnen U14 blieben die Norddeutschen Meisterschaften verwehrt. Dadurch entfiel auch die mögliche Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften. Für die Hamburger Meisterschaft U12 hätten sich 6 (!) Mädchen- und ein Jungsteam qualifiziert. Leider entfiel auch die allererste Meisterschaft für unsere Jüngsten.

Helmut von Soosten: Für alle Nachwuchs-Sportlerinnen ist das sehr tragisch. Durch die Absage der Nachwuchshöhepunkte vergingen tolle Erlebnisse und Entwicklungsmöglichkeiten für die Mädchen. Da bleibt allen nur weiter intensiv zu trainieren und sich die Chancen wieder zu erarbeiten.

Zu Beginn des Lockdowns konnte niemand wissen, wie lange er andauern würde. Entwicklungen und Folgen waren nicht abzusehen. Wie seid ihr damit umgegangen?

Ela Eixenberger: Um den Trainingsrhythmus nicht komplett zu verlieren, versuchten wir uns also an gemeinsamen Online-Workouts, was sich jedoch nicht durchsetzen konnte. Ohne Ziel trainiert es sich einfach nicht gut. Kein “in zwei Wochen ist das nächste Spiel”, kein “fit werden für die nächste Saison”. Umso mehr freuen wir uns über die derzeitigen und hoffentlich noch kommenden Lockerungen, da wir inzwischen bereits wieder Balltraining im Sand und seit einer Woche auch wieder in der Halle machen.

Trainingsauftakt der VTH-Damen auf den Beachfeldern

Gerd Grün: Zunächst haben wir unsere kleine Pause, die rund um Ostern gewesen wäre, vorgezogen. Danach traf sich die Mannschaft online zum gemeinsamen Workout. Wir gaben den Damen zusätzlich Trainingspläne an die Hand. Einige verbrachten die Zeit in ihrer Heimat bei den Familien. Prüfungen in der Uni oder das anstehende Abitur rückten in den Fokus.

André Thurm: Mit den 08/09er Mädels behielten wir die normalen Trainingszeiten bei, der Rhythmus blieb – nur eben online. Das war für mich als Trainer und auch die Spielerinnen eine spannende Erfahrung. Besen, Schrubber und Staubsaugerrohre dienten als Langhantel. Wir nutzen die Zeit aber auch für alltäglichen Austausch. Es war eine Umstellung, schließlich sehen wir uns normalerweise täglich.

Helmut von Soosten: Die Mädchen 06/07 arbeiten selbstständig entsprechend der Trainingspläne, gingen zusätzlich joggen oder Rad fahren. Viele hatten auch die Möglichkeit, mit Geschwistern im Garten oder an der Hauswand ihre Volleyballtechniken zu verbessern.

Als dann Mitte Mai die Verordnungen ein Training im Freien wieder ermöglichten, ging es für alle Teams auf die Beachvolleyballfelder und wir konnten endlich wieder – unter Berücksichtigung von Gruppengrößen, Abstandsregeln, etc. – Volleyball spielen.

VTH Nachwuchsteams trainieren im Sand

In den nächsten Tagen folgt der nächste Teil des Interviews. Dann sprechen wir über die sportliche Entwicklung der ersten Mannschaft und Veränderungen im Kader.

Fotos: VTH/Lehmann, Rosenberg

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